Mittwoch, 18. Januar 2017

Die Kelten, Teil unseres Parcours

Es wird – zu Beginn – zwei Geschichten geben, die Bogenschützen über unseren Parcours führen. Die erste, über den Bogenschützen Aballos, spielt zur Zeit der Kelten.

Kulm Keltendorf


Warum Kelten?
Erstens einmal, weil es fast in unserer Blickweite das Kulm Keltendorf gibt. Und ganz oben auf dem Gipfel vor mehr als 2000 Jahren ein keltisches Dorf. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, spielt unsere Geschichte zur Zeit der Kelten, weil ich die Kelten einfach mag. Eine wunderbare Kultur!


 


Wer waren die Kelten?


Wie schon erwähnt, eine Kultur, kein Volk. Von Teilen Griechenlands bis nach Irland sprachen sie dieselbe Sprache, benützen dieselbe Form von Töpferwaren und hatten dieselben Vorstellungen von Leben und Tod. Teile ihrer Sprache hat man inzwischen rekonstruiert (aus dem irischen, gälischen und bretonischen), ein spannendes Wörterbuch hierzu findet sich hier. Mein Lieblingswort: der ”Slogan“, den wir heute noch so gerne in der Werbung verwenden. Die keltische Bedeutung des Wortes: Kriegsruf...
Bei den Römern waren die Kelten gefürchtet, denn sie waren groß und kriegerisch. Da sie davon überzeugt waren, dass sie in der Anderswelt wiedergeboren werden, sobald sie in dieser Welt starben, fürchteten sie den Tod nicht, was im Kampf ein Vorteil ist. Gleichzeitig hatten sie eine Vorliebe für Schmuck und schöne Dinge – kunstvoll verzierte Schwertgriffe, filigrane Goldspangen, riesige Weinkelche. Sie waren geschickte Handwerker, deren Können heutigen Goldschmieden Respekt abverlangt.
Auch wenn wir in der Schule wenig über sie gelernt haben und die meisten von uns ihr Wissen über die Kelten eher von Asterix als vom Unterricht beziehen, so waren sie doch unsere Ahnen, weit mehr als die Römer, über die wir so viel gelernt haben. Doch bis vor wenigen Jahrzehnten wusste man wenig über die Kelten. Sie haben nichts Schriftliches über ihre Kultur hinterlassen, sodass all unser Wissen entweder aus fremden schriftlichen Quellen kommt (allen voran Julius Caesar, dessen Bemerkungen über die Gallier mit Vorsicht zu genießen sind, waren seine Schriften doch Propagandamaterial zur Finanzierung eines weiteren Feldzugs) oder aus Ausgrabungen. Gerade im Bereich der Ausgrabungen hat sich in den letzten Jahren viel getan, stehen nun andere technische Möglichkeiten zur Verfügung als vor fünfzig Jahren. Doch auch hier muss man kritisch hinschauen, betrachten wir Jahrtausende altes Material denn doch immer durch die Brille der Jetztzeit und interpretieren vielleicht Zusammenhänge hinein, die damals nie bestanden (so werden sich zum Beispiel in Hunderten von Jahren Archäologen darüber den Kopf zerbrechen, warum die Menschen in Wien jahraus, jahrein bloßfüßig gingen, denn in keinem einzigen Grab werden sich Schuhe finden, aufgrund der Friedhofsregeln).
Spannende Literatur zu den Kelten findet sich unter anderem in Georg Rohrecker ”Die KeltenÖsterreichs“ und Simon James ”Das Zeitalter der Kelten

Die Kelten am Kulm
Nachweislich war der Kulm bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt. In der Hallstadt- und Latenezeit gab es oben auf dem Gipfel eine Siedlung mit geschätzten 300 Bewohnern. Ausgrabungen belegen eine Terrassierung für Wohnhäuser und eine Wehranlage, plus einiges an Kleinfunden wie Spinnwirteln, Webgewichten etc. Der Kulm war ein bedeutender Berg, hatte und hat man von ihm doch eine enorme Rundum-Weitsicht. Vermutlich gab es auf dem Gipfel auch ein Heiligtum, ob es Noreia oder dem Sonnengott Bel gewidmet war, ist umstritten. Datumsberg war der Kulm durch seine Lage gewiss. Noch heute kann man an bestimmten Daten (Sonnwenden...) die Sonne hinter markanten Punkten aufgehen sehen. Die Gegend, in der der Kulm aufragt, hieß früher Norikum und wurde 15 v. Chr. Teil des Römischen Reichs. Besonders berühmt war die Region für das norische Eisen, Waffen höchster Güte, für die auch die Römer gerne ihren wertvollen Wein tauschten (und der war bei den Kelten sehr beliebt). Doch nicht nur Waffen waren Aufgabe des Schmieds, einer der wichtigsten Männer im Dorf. Sensen, Wagenräder, Fassbänder – Dinge der alltäglichen Notwendigkeit, und alle von den Kelten erfunden. An der Spitze des Dorfes standen zwei Männer. Einerseits der Fürst, andererseits der Druide, dessen Aufgabe religiöse Rituale, Rechtssprechung und Geschichtsbewahrung beinhaltete. In meinem Roman ”Culm 27 v. Chr.“ habe ich versucht, den Alltag der Kelten möglichst anschaulich darzustellen. Damit die Kelten, die in unserer Schulzeit so gar nicht zu der ihnen gebührenden Beachtung kamen, hier auf dem Kulm greifbar und erfahrbar werden. Auch auf unserem Geschichtenparcours Drei Pfeile wollen wir jene Epoche für Bogenschützen erlebbar machen, damit jede/r in die Haut dieses Feste liebenden, mutigen, kunstliebenden, naturverbundenen Menschenschlags schlüpfen kann.
PS: Zwei Dinge, die nicht keltisch sind: die Runen, die ihnen so oft zugeschrieben werden, sind germanisch. Die selten verwendete Schrift der Kelten war das Ogham Alphabet. Und das so beliebte Keltische Baumhoroskop – das wurde 1970 von einem französischen Frauenmagazin erfunden...   Marion

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen