Mittwoch, 1. März 2017

Geschichtenwettbewerb

Auf der Welser Bogenbaumesse vor zwei Wochen haben wir einen Geschichtenwettbewerb ausgerufen. Wir bekamen spannende Geschichten und auch ein langes Gedicht über unseren Bogenthron zugesandt. Aus allen Einsendungen (alle von Frauen, Zufall?) haben wir nun nach vielem Hin und Her die Siegerin ausgewählt:

Die Geschichte der 13-jährigen Johanna Hartl hat uns am besten gefallen. Sie erhält als Preis einen Bogen oder einen Bogenbaukurs, ganz nach ihrem Wunsch.
Die Geschichte für alle hier zu lesen:

Die Gründung des Bundes der Waldläufer

Einst ritt ein junger Mann in einem unauffälligen, braun grün gesprenkelten Umhang mit hochgeschlagener Kapuze auf einem braunen Pferd namens Donner durch den Wald. Der kalte Herbstwind zerrte an seinen Kleidern und er war froh, als er den Gasthof gegen Abend endlich erreicht hatte. Er führte Donner in den etwas heruntergekommenen, aber warmen Stall und nahm einen langen, in eine Decke eingewickelten, Gegenstand vom Sattel des braunen Pferdes. Dann gab der Reiter einem Stallburschen Geld, damit er sein Pferd versorgte und betrat mit dem eingewickelten Gegenstand die Gaststube. Die Gestalt im Umhang wurde kurz misstrauisch beäugt, aber dann nicht weiter beachtet und die Gespräche der Leute wurden fortgesetzt. An einem Tisch in der hintersten Ecke saß ebenfalls eine Person mit hochgeschlagener Kapuze. Der Reiter ging direkt auf sie zu und zeigte sein Gesicht. Er war ein junger Mann mit kurzen braunen Haaren und leuchtenden grünen Augen. Auch die wartende Gestalt schlug jetzt ihre Kapuze zurück und es zeigte sich das Gesicht eines schönen Mädchens mit langen blonden Haaren und strahlend blauen Augen. „Lukas!“, rief sie und sprang auf, um ihren Freund zu umarmen, „Wir müssen morgen in der Früh aufbrechen. Ich habe schon zwei Zimmer gemietet.“ „Ach, Lucy. Ich hab dich so vermisst. Wenn wir uns beeilen, werden wir morgen Abend schon auf Schloss Araluen ankommen. Dann werde ich bei den besten Scharfschützen des Landes aufgenommen!“, antwortete Lukas aufgeregt und wickelte die Decke von dem Gegenstand ab. Zum Vorschein kamen ein Langbogen und ein Köcher mit einem Dutzend Pfeilen. „Komm“, sagte Lucy, „Wir sollten schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag werden.“
Im Morgengrauen brachen Lucy und Lukas auf ihren zwei braunen Pferden Donner und Blitz auf. Lukas hoffte, dass sie schnell vorankämen, doch als sie im Wald von einer Räuberbande überfallen wurden, verflüchtigte sich seine Hoffnung wieder. Blitzschnell legte er einen Pfeil an und schoss auf den Anführer. Getroffen ging der zu Boden. Als die Räuber das sahen, nahmen sie schnell reiß aus in die Büsche. Lukas und Lucy wollten gerade weiter reiten, da sah Lukas in der Ferne ein Leuchten. Er gab Donner die Sporen und galoppierte darauf zu. Hinter sich hörte er Lucy seinen Namen rufen, doch er achtete nicht darauf. Wie magnetisch wurde er von einem Thron aus Bogenteilen angezogen, der auf einer wunderschönen Lichtung stand. Er stoppte Donner direkt davor und stieg aus dem Sattel, um sich den Bogenthron anzusehen. Doch wo noch Sekunden zuvor niemand gewesen war, saß nun eine Frau in einem langen, weißen Kleid. Lukas starrte sie völlig verwirrt an. Sie hatte lange braune Haare, die ihr bis zu den Knien reichten und funkelnde Augen, die silbern glänzten. „Hallo, Lukas. Mein Name ist Joanne“, sagte sie und legte ihm eine Silberkette in die Hand, „Du sollst den Bund der Waldläufer gründen. Ihr werdet die besten Bogenschützen sein und das Königreich Araluen und seine Bewohner beschützen. Verbrecher werden euch fürchten und das Eichenblatt soll euer Zeichen sein.“ Nachdem sie aufgehört hatte zu reden, sah Lukas einen grellen Lichtblitz, so dass er die Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, war Joanne verschwunden. Nur der Bogenthron war noch da. Das wird der Treffpunkt der Waldläufer, dachte Lukas, als er sich die Lichtung noch einmal ansah. Dann stieg er wieder auf Donners Rücken und ritt zurück zu Lucy, um ihr alles von seiner merkwürdigen Begegnung zu erzählen.

Ein Jahr später war der Bund der Waldläufer mit 30 ausgebildeten Männern und 20 Lehrlingen voll besetzt. Die 50 Waldläufer hatten sich in ganz Araluen verteilt und sorgten für Sicherheit. Bald waren sie überall als die geheimnisvollsten und gefährlichsten Bogenschützen bekannt. Einmal im Jahr sollte es von nun an eine große Versammlung aller Waldläufer geben, die auf der Lichtung mit dem Bogenthron stattfinden sollte. Dort fanden sie auch die Silberketten mit dem Eichenblatt, die die Waldläufer trugen. Lukas hat Joanne nie wieder gesehen, doch er vermutete, dass sie die Ketten auf den Thron legte. Es würden noch viele Abenteuer auf Lukas und Lucy zukommen. Die Zeit der Waldläufer war gekommen.

Donnerstag, 9. Februar 2017

Was ist Crowdfunding?

Warum Crowdfunding?

Für unseren Geschichtenparcours Drei Pfeile hatten wir uns schon sehr früh in der Planungsphase für eine Crowdfunding Kampagne entschieden. Der größte Vorteile liegt für uns darin, dass wir mit geringem finanziellen Risiko die Akzeptanz unserer Idee testen können.

Auch nach einer ausgiebigen Recherche im Internet konnten wir keinen anderen Geschichtenparcours finden. Ob nun auch andere Menschen diese Idee so toll finden wie wir, lässt sich daher schwer sagen. Da kommt dann das Crowdfunding ins Spiel. Wenn andere Leute von unserer Idee so begeistert sind, dass sie sogar bereit sind, uns Geld zu geben, kann man davon ausgehen, dass der Parcours auch ein wirtschaftlicher Erfolg werden wird.

Wie funktioniert Crowdfunding nun genau?

Es gibt allgemein vier Modelle des Crowdfundings:

1. Die klassische Finanzierung, ähnlich einer Bank: Geld für Zinsen plus Rückzahlung des Darlehens bei wirtschaftlichem Erfolg, ein Ausfall ist natürlich möglich.

2. Beim Crowdinvesting bekommt der Geldgeber eine Beteiligung am Unternehmen, auch hier ist der wirtschaftliche Erfolg des Unternehmens Voraussetzung für eine gute Investition.

3. Spenden: Projekte zum Beispiel aus dem Sozial- oder Kulturbereich oder der Entwicklungshilfe werden durch Spenden der Crowd ermöglicht, die über eine Crowdfunding-Plattform gesammelt werden,

4. Das von uns gewählte Modell: Geld für Gegenleistung. Die Crowd gibt Geld für konkrete Sach- oder Dienstleistungen, meist im Zusammenhang mit dem geplanten Projekt.

Welche Gegenleistungen werden wir euch denn konkret anbieten?

Nun, ich bin Bogenbauer und Marion ist Autorin und Erzählerin. Einige der Gegenleistungen sind daher wohl nicht schwer zu erraten, andere aber werden euch sicher überraschen. Wichtig ist uns, dass die Gegenleistungen etwas Besonderes sind, limitiert oder nur speziell während der Kampagne erhältlich.

Wo crowdfunded man?

Nein, wir stehen nicht auf der Straße und baggern Leute an. Crowdfunding läuft über verschiedene Internet Plattformen. Wir haben uns für ”we make it“ entschieden (eine Schweizer Plattform), weil sie inhaltlich am besten zu uns passt. Als ”Crowd“ kann ich mir auf der Seite verschiedenste Projekte ansehen, mir dasjenige heraussuchen, das ich unterstützen möchte (oder gleich zu unserem Projekt gehen 😊) und dann mir bei ”meinem“ Projekt aussuchen, wie viel Geld ich geben will und welche Gegenleistung dies beinhaltet. Dies gebe ich verbindlich auf der Homepage bekannt. Erst wenn die Kampagne erfolgreich ist – also zum angegebenen Enddatum die geplante Summe erreicht oder überschritten wurde – werden sowohl Zahlung als auch Gegenleistung wirksam. Scheitert die Kampagne, ist keines von beiden fällig.

Ab wieviel Euro bin ich dabei?

Schon ab fünfzehn Euro Einsatz könnt ihr uns unterstützen, es wird aber auch Leistungen für größere Geldbeträge geben. Sobald unsere Crowdfunding-Kampagne online geht, was nicht mehr lange dauert, könnt ihr euch die Gegenleistungen anschauen. 
Denn direkten Link zu unserem Projekt gibt es dann natürlich auf unserer Homepage.
Vielleicht ist ja gerade für dich etwas Passendes bei den Gegenleistungen dabei. Vielleicht möchtest du die Kampagne auch unterstützen, wenn dir keine der Gegenleistungen zusagt - auch das ist möglich. 
Und als unsere ”Crowd“ seid ihr natürlich immer ein ganz besonderer Teil unseres Projekts!

Dienstag, 7. Februar 2017

Wie kommt man auf die Idee...?

Ja, wie kommt man auf die Idee, einen Geschichtenparcours zu machen? Nun, eigentlich ist es ganz logisch.
Gerhard liebt das Bogenbauen und Bogenschießen, ich das Geschichtenerzählen, beide haben wir unsere Leidenschaften zum Beruf gemacht und der Parcours ist sozusagen die Verschmelzung unserer beiden Fachgebiete.
Man könnte auch sagen: Männlein, Weiblein, Verschmelzung - gemeinsames Kind mit den Eigenschaften der Eltern. Und da wir offenbar nach drei "echten" Kindern noch nicht genug vom Miteinander-Verschmelzen hatten, entstand eben dieses ideelle Kind...

Bleibt die Frage, wie wir zu unseren Berufen kamen. Sind ja beide nicht der 08/15 9-5 Job.


Gerhard war immer sportlich, vom Radsport angefangen bis zum zertifizierten Fitnesstrainer. Als Kind hatte er im Garten schon eine Zielscheibe und hat Pfeile fliegen lassen. Als Erwachsener ging diese Leidenschaft erst einmal ein wenig unter. Nicht, weil die Lust am Bogenschießen vergangen wäre, aber die einfache Möglichkeit dazu. In einer Wohnung in Wien Bogenschießen? Da geht höchstens Darts... Doch als wir dann hier diesen Hof kauften, mit all den Wiesen und dem Wald rundherum, die noch dazu uns gehörten ... da war schnell wieder ein Bogen gekauft und die Pfeile folgen. Und irgendwann vor ein paar Jahren kam der Gedanke, sich selbst einen Bogen zu bauen. Wie heißt es so schön? Was du nicht selbst bauen und reparieren kannst, gehört dir nicht. Nun, ich weiß nicht, wie viele Bögen er seit diesem ersten Bogen gebaut hat, ich habe den Überblick verloren. Viele. Auch meinen, den schönsten von allen. (Grins). Holz war immer schon Gerhards Element. Neben dem Bogenbau machte er auch Kurse im Kerbschnitzen und einige seiner Bögen sind mit wunderbaren Schnitzereien verziert. Dann begann er, Bögen nicht nur für sich und Kunden zu bauen, sondern Kurse im Bogenbau anzubieten. Kursbesucher müssen ihre Bögen einschießen, wollen oft auch so noch einmal kommen, um Pfeile fliegen zu lassen. Ein erster Hase und ein erstes Wildschwein gesellten sich zu den Zielscheiben. Und immer schon der Gedanke, unser Grundstück ist so groß und wir wollen es weder zu Äckern noch Obstplantagen machen. Aber Bogenparcours gibt es viele. More of the same ist nicht unseres...

Veranstaltung im Kulm Keltendorf
Marion war ursprünglich Schauspielerin, staatlich geprüfte. Was imposant klingt, aber hauptsächlich fürs Arbeitsamt von Bedeutung war... Zwölf Jahre spielte sie in allen möglichen Klein- und Mittelbühnen, Sommerspielen, TV-Serien. Mochte das Proben und Spielen, aber nicht die ewige Anbiederei um Engagements. Dann kam Gerhard und sehr bald danach das erste Kind (sehr bald danach...). Damals arbeitete sie hauptsächlich als Script Supervisor, das hieß 60-Stunden-Woche im Vertrag. Nichts, was sie mit Kind weiter machen wollte. Es folgte nach dem zweiten Kind der Wechsel zur Ernährungsberaterin, doch das Theater ließ sie nicht los. Bevor die ganze Familie auf Weltreise ging, war sie fast täglich in Kindergärten mit ihrem Ernährungstheater unterwegs. Und dann, als wir hier in die Steiermark zogen, wurde sie Tourguide in Schloss und Zoo Herberstein und im Kulm Keltendorf (in Wien war sie bereits Tourguide bei ORF Backstage gewesen). Aber das Herz suchte nach etwas Anderem. Etwas Erfüllenderem. Es war Gerhards Idee, statt neue Berufe zu suchen, doch auf Altes zurückzugreifen. Aus Theaterspielen kombiniert mit Führungsvorträge halten wurde Geschichten erzählen. Und das machte Klick. Das war es, wo Marions Herz, Talent und Leidenschaft lag und liegt.

Und langsam entstand die Idee, unsere beiden Talente zu vereinen und damit unseren Grund zu nützen. Bogenparcours gibt es viele, aber Geschichtenparcours? Eine Mitinspiration war ein Abenteuerpfad, den wir auf unserer Reise in Frankreich erlebt hatten. Damals schon sagten wir: "So etwas müssten wir machen", ohne zu wissen, wo es uns denn überhaupt hinverschlagen würde. Nun ist es doch etwas Anderes, aber gewiss ein Abenteuer!

Eine Notiz zum Abschluss: Am 11. und 12. Februar sind wir auf der Bogenbaumesse in Wels mit einem eigenen Stand, um unseren Geschichtenparcours vorzustellen. Dort kann man Gerhards Bögen bewundern, meinen Geschichten lauschen und mit uns plaudern.

Donnerstag, 26. Januar 2017

Der Bogen bei den Kelten

Eine unserer Geschichten am Parcours soll zur Zeit der Kelten spielen, 28 v. Chr. rund um den Kulm. Nun ist es ja mit den Kelten so eine Sache....Erstens gab es nicht DIE Kelten, im Reisepass unter Nation eingetragen, sondern verschieden Volker oder Stämme, die unter diesen Oberbegriff zusammengefasst werden. Die Grenzen zu anderen Kulturen sind wie immer fließend oder willkürlich festgelegt. Zweitens gibt es kaum Aufzeichnungen aus der Keltenzeit, die Kelten selbst hatten keine Schrifttradition, also bleiben als einzige erhaltene schriftliche Aufzeichnungen die Berichte der Römer. De Bello Gallico vom alten Julius lässt grüßen. Wieviel diese Berichte des ”Feindes“ wert sind, lässt sich aus heutiger Sicht nicht beurteilen. Propaganda ist ein Wort lateinischen Ursprungs...

Mit aussagekräftigen Funden sieht es auch nicht viel besser aus. Bögen, die man als Grabbeigabe gefunden hat, sind technisch oft schlecht gebaut und lassen einen zeremoniellen Hintergrund vermuten (immer noch besser als der andere Grund: ein unfähiger Bogenbauer). Viele Funde sind unfertig, zerbrochen oder stark verbogen. Nicht zu vergessen ist auch das Rohmaterial der Bögen. Durch unterschiedliche klimatische Verhältnisse (viel wärmer damals) kann das Holz andere Eigenschaften besessen haben, jeder Bogenbauer kann von der unterschiedlichen Qualität ein und derselben Holzart ein Lied singen. Deshalb sind auch Angaben über Zuggewicht und Leistungsfähigkeit von Nachbauten in Originalmaßen mit Vorsicht zu genießen.

Auch taucht im Zusammenhang von Pfeil und Bogen mit den Kelten mal wieder die alte Geschichte mit der Unmännlichkeit der Fernwaffe auf. Wahre Männer bekriegen sich mit dem Schwert, von Angesicht zu Angesicht, höchstens noch mit dem Speer. Aus der Distanz zu töten ist angeblich pfui (aber schlau).

Aus dem Mittelalter ist diese Tatsache belegt, hatte aber auch einen handfesten ökonomischen Hintergrund: Da hat sich so ein Ritter unter erheblicher finanzieller Belastung eine komplette Kriegsausrüstung inklusive Schlachtross erworben und dann kommt da so ein dreckiger Bauernbengel mit einem selbst geschnitzten Langbogen und schießt ihn vom Pferd oder noch viel pfuier: gleich aufs Pferd und der Ritter bricht sich beim Sturz den Hals. Das nennt man dann asymmetrische Kriegsführung (oder schlau). Oder am pfuisten: da könnte ja sogar eine Frau daherkommen, allein der Gedanke lässt jeden echten Krieger erschauern – O Horror, der Spott an der Tafel der Ahnen wird die ersten tausend Jahre nicht auszuhalten sein.

Umgelegt auf die Kelten: da trainiert ein stolzer Krieger sein ganzes kurzes Leben für den Ernstfall und dann kommt da so ein dreckiger Bauernbengel und tötet ihn aus 50 Metern mit einem selbst geschnitzten Pfeil – Frechheit! Da der Bogen bei der Jagd bis zur Erfindung des Schießpulvers in jeder Kultur eine große Rolle gespielt hat, hatten sicher auch die Kelten ihre unbekannten Meisterschützen – viele Wildarten lassen sich anders kaum erlegen.

Als Statussymbol taugt ein Bogen auch nicht so wirklich. Wenn man weiß, wie ein Holzbogen gebaut wird, kann man mit minimalem Werkzeugeinsatz einen wunderbaren, leistungsfähigen Bogen bauen. Ein Schwert dagegen, das kann sich nicht jeder Prolet leisten. Da kann man wirklich stolz drauf sein, das zeugt von Macht, Wohlstand und sagenhafter Potenz. Naja, Letzteres hab ich jetzt frei erfunden, so haben wir Männer natürlich niemals gedacht.

Detailfoto Robinienbogen
Welchen Bogen kannst du denn nun auf unserem zukünftigen Parcours mitnehmen, wenn du stilgerecht als keltischer Bogenschütze Abalos durch unseren Wald streifen willst?

Natürlich passt ein Langbogen aus einem einheimischen Holz. Vor, während und nach der Zeit der Kelten gibt es viele Funde solcher Bögen in Europa. Wie du so einen Bogen selbst bauen kannst, erfährst du in einem meiner Bogenkurse. Auf unserem Kurzvideo mit mir als Abalos schieße ich übrigens einen Flachbogen aus Robinie.


Zur Begriffserläuterung: Zu unterscheiden ist dabei der ”normale“ Langbogen, der auch ein Flachbogen sein kann vom sog. englischen Langbogen. Dieser hat eine spezielle Form und ist nicht so bequem wie andere Holzbögen zu schießen, dazu aber in einem späteren Blog mehr.

Manau Bogen
Von den Römern kennen wir auch die Verwendung von Kompositbögen. Eine Kombination verschiedener Materialen ergibt dabei einen extrem kurzen und leistungsfähigen Bogen. Da die Kelten hervorragende Handwerker waren und mit ihren Waren weithin Handel trieben, hat wohl auch der eine oder andere dieser auch Reiterbogen genannten Bögen seinen Weg in die Hand eines keltischen Bogenschützen gefunden. In meinen Ein-Tages-Kursen bauen wir genau so einen Bogen: kurz und knackig. Dass wir dabei ein bisschen schummeln, was Material und Bauweise betrifft, sei uns verziehen, denn im Original beträgt die Bauzeit viele Monate.


Solltest du mit einem modernen Recurvebogen und Carbonpfeilen die Geschichte Abalos nacherleben wollen, so ist das deine Wahl und dir überlassen. Wenn du aber mit einem Compoundbogen kommst, um 28 v. Chr. um den Kulm zu jagen, dann........weiß ich auch nicht, was ich sagen soll – Zeitreisender.   - Gerhard






Mittwoch, 18. Januar 2017

Leseprobe zum Keltenroman

Leseprobe aus meinem Roman ”Culm 27 v. Chr. - Schicksalsjahr der Kelten“ In dieser Epoche spielt auch die erste Geschichte, die Bogenschützen über den Drei-Pfeile Parcours führt.

Da dies mehr als eine gewöhnliche Ehe, sondern die Hochzeit des zukünftigen Machthabers war, galten besondere Regeln. Ehe Aonghas die beiden vermählte, hatte Centigern sich zu beweisen. Zu diesem Zweck musste er, unterstützt von seinen zwei besten Kriegern, eine Wildsau aufspüren und fangen, die dann als Opfertier für diese Ehe den Göttern geschenkt würde. Den ganzen Morgen schon waren zwei seiner Männer im Wald unterwegs gewesen, um Spuren zu suchen. Nach einer Segnung durch Aonghas machten sich die drei Männer auf, bewaffnet mit Schwert, Speer und Bögen.
Von Aislin wurde verlangt, um ihre Würde für diese Ehe zu beweisen, dass sie, solange Centigern auf der Jagd war, auf einem Holzscheit kniend, die Arme erhoben, ein Hohelied auf ihren Mann sang. Damit zeigte sie ihre Demut, aber auch die nötige körperliche Ausdauer, die sie in der Ehe brauchen würde.
Die Menschen ringsum begleiteten dies mit Musik und Gesang. Uilleam und ein anderer Wächter hatten auf den Dächern der Pferdeställe Position bezogen, um Centigerns Rückkehr melden zu können. Leod und Gair bereiteten alles für die Opferung vor, während andere Männer das Feuer richteten, über dem die Wildsau gebraten werden würde, nachdem man sie rituell geopfert hatte.
Die Sonne stieg immer höher. Auf der großen Wiese standen nur zwei Bäume – eine Linde und eine Eiche - und unter beiden drängten sich die Menschen im Schatten. Für Riona und Goraid hatte man ein Dach aufgebaut, unter dem sie auf ihren Fürstenstühlen saßen. Später würden hier Centigern und Aislin Platz nehmen. Gair schwitzte. Er blickte zu Aislin, die noch immer mit kraftvoller Stimme ihren Mann pries. Auch ihr rann der Schweiß von der Stirn, doch ihre Arme zeigten noch keine Spur von Zittern. Dann ging sein Blick über die Palisade hinweg, in die Richtung, in der Centigern mit seinen Männern verschwunden war. Er schloss die Augen und vor seinem Inneren entstand ein Bild.
Centigern, der sich an eine Lichtung anschleicht. Im Sonnenschein eine schlammige Mulde, wo im Frühjahr ein kleiner Teich gewesen war. In der Mulde ein Wildschwein, keine Sau, ein Eber. Noch jung und nicht völlig ausgewachsen. Centigern und seine Männer ducken sich, beraten. Nur Centigern trägt Speer und Schwert, die anderen beiden sind mit Bögen bewaffnet, um im Notfall ihrem Herren beistehen zu können. Sie schleichen sich links und rechts an den Eber heran, gut verdeckt vom Gebüsch. Beide Schützen zielen, lösen den Schuss. Beide treffen. Der Eber springt auf, stürzt wie erwartet in Centigerns Richtung, der bereits mit erhobenen Waffen auf das Tier wartet. Zehn Schritte vor dem Fürstensohn bricht der Eber tot zusammen, ehe Centigern seinen Speer schleudern kann. Ein verwirrter und wütender Blick Centigerns trifft den einen Bogenschützen. Dann rammt er dem Eber Schwert und Speer in die Flanke.
Gair öffnete die Augen, blickte auf Aislin. Laut rief er: ”Der Eber ist getötet!“
Die Menschen um ihn herum sahen ihn verwundert an. Doch Aonghas trat auf ihn zu, sah ihm ins Gesicht, und wiederholte dann laut: ”Der Eber ist getötet! Centigern war ruhmreich!“
Jubel brach aus. Gair sah seinen Lehrherren an.
Dieser schüttelte leicht den Kopf, sagte leise: ”Du bist nicht zufrieden, und ich kann erraten, warum. Doch lass uns nicht so kleinlich sein. Er wäre nicht der Erste, der den Eber nicht selbst getötet hat.“
Erwartungsvoll strömten die Menschen in Richtung Tor, um den Fürstensohn mit seiner Beute willkommen zu heißen. Aonghas und seine Helfer bereiteten alles für die Opferung vor.  - Marion

Die Kelten, Teil unseres Parcours

Es wird – zu Beginn – zwei Geschichten geben, die Bogenschützen über unseren Parcours führen. Die erste, über den Bogenschützen Aballos, spielt zur Zeit der Kelten.

Kulm Keltendorf


Warum Kelten?
Erstens einmal, weil es fast in unserer Blickweite das Kulm Keltendorf gibt. Und ganz oben auf dem Gipfel vor mehr als 2000 Jahren ein keltisches Dorf. Aber wenn ich ganz ehrlich bin, spielt unsere Geschichte zur Zeit der Kelten, weil ich die Kelten einfach mag. Eine wunderbare Kultur!


 


Wer waren die Kelten?


Wie schon erwähnt, eine Kultur, kein Volk. Von Teilen Griechenlands bis nach Irland sprachen sie dieselbe Sprache, benützen dieselbe Form von Töpferwaren und hatten dieselben Vorstellungen von Leben und Tod. Teile ihrer Sprache hat man inzwischen rekonstruiert (aus dem irischen, gälischen und bretonischen), ein spannendes Wörterbuch hierzu findet sich hier. Mein Lieblingswort: der ”Slogan“, den wir heute noch so gerne in der Werbung verwenden. Die keltische Bedeutung des Wortes: Kriegsruf...
Bei den Römern waren die Kelten gefürchtet, denn sie waren groß und kriegerisch. Da sie davon überzeugt waren, dass sie in der Anderswelt wiedergeboren werden, sobald sie in dieser Welt starben, fürchteten sie den Tod nicht, was im Kampf ein Vorteil ist. Gleichzeitig hatten sie eine Vorliebe für Schmuck und schöne Dinge – kunstvoll verzierte Schwertgriffe, filigrane Goldspangen, riesige Weinkelche. Sie waren geschickte Handwerker, deren Können heutigen Goldschmieden Respekt abverlangt.
Auch wenn wir in der Schule wenig über sie gelernt haben und die meisten von uns ihr Wissen über die Kelten eher von Asterix als vom Unterricht beziehen, so waren sie doch unsere Ahnen, weit mehr als die Römer, über die wir so viel gelernt haben. Doch bis vor wenigen Jahrzehnten wusste man wenig über die Kelten. Sie haben nichts Schriftliches über ihre Kultur hinterlassen, sodass all unser Wissen entweder aus fremden schriftlichen Quellen kommt (allen voran Julius Caesar, dessen Bemerkungen über die Gallier mit Vorsicht zu genießen sind, waren seine Schriften doch Propagandamaterial zur Finanzierung eines weiteren Feldzugs) oder aus Ausgrabungen. Gerade im Bereich der Ausgrabungen hat sich in den letzten Jahren viel getan, stehen nun andere technische Möglichkeiten zur Verfügung als vor fünfzig Jahren. Doch auch hier muss man kritisch hinschauen, betrachten wir Jahrtausende altes Material denn doch immer durch die Brille der Jetztzeit und interpretieren vielleicht Zusammenhänge hinein, die damals nie bestanden (so werden sich zum Beispiel in Hunderten von Jahren Archäologen darüber den Kopf zerbrechen, warum die Menschen in Wien jahraus, jahrein bloßfüßig gingen, denn in keinem einzigen Grab werden sich Schuhe finden, aufgrund der Friedhofsregeln).
Spannende Literatur zu den Kelten findet sich unter anderem in Georg Rohrecker ”Die KeltenÖsterreichs“ und Simon James ”Das Zeitalter der Kelten

Die Kelten am Kulm
Nachweislich war der Kulm bereits seit der Jungsteinzeit besiedelt. In der Hallstadt- und Latenezeit gab es oben auf dem Gipfel eine Siedlung mit geschätzten 300 Bewohnern. Ausgrabungen belegen eine Terrassierung für Wohnhäuser und eine Wehranlage, plus einiges an Kleinfunden wie Spinnwirteln, Webgewichten etc. Der Kulm war ein bedeutender Berg, hatte und hat man von ihm doch eine enorme Rundum-Weitsicht. Vermutlich gab es auf dem Gipfel auch ein Heiligtum, ob es Noreia oder dem Sonnengott Bel gewidmet war, ist umstritten. Datumsberg war der Kulm durch seine Lage gewiss. Noch heute kann man an bestimmten Daten (Sonnwenden...) die Sonne hinter markanten Punkten aufgehen sehen. Die Gegend, in der der Kulm aufragt, hieß früher Norikum und wurde 15 v. Chr. Teil des Römischen Reichs. Besonders berühmt war die Region für das norische Eisen, Waffen höchster Güte, für die auch die Römer gerne ihren wertvollen Wein tauschten (und der war bei den Kelten sehr beliebt). Doch nicht nur Waffen waren Aufgabe des Schmieds, einer der wichtigsten Männer im Dorf. Sensen, Wagenräder, Fassbänder – Dinge der alltäglichen Notwendigkeit, und alle von den Kelten erfunden. An der Spitze des Dorfes standen zwei Männer. Einerseits der Fürst, andererseits der Druide, dessen Aufgabe religiöse Rituale, Rechtssprechung und Geschichtsbewahrung beinhaltete. In meinem Roman ”Culm 27 v. Chr.“ habe ich versucht, den Alltag der Kelten möglichst anschaulich darzustellen. Damit die Kelten, die in unserer Schulzeit so gar nicht zu der ihnen gebührenden Beachtung kamen, hier auf dem Kulm greifbar und erfahrbar werden. Auch auf unserem Geschichtenparcours Drei Pfeile wollen wir jene Epoche für Bogenschützen erlebbar machen, damit jede/r in die Haut dieses Feste liebenden, mutigen, kunstliebenden, naturverbundenen Menschenschlags schlüpfen kann.
PS: Zwei Dinge, die nicht keltisch sind: die Runen, die ihnen so oft zugeschrieben werden, sind germanisch. Die selten verwendete Schrift der Kelten war das Ogham Alphabet. Und das so beliebte Keltische Baumhoroskop – das wurde 1970 von einem französischen Frauenmagazin erfunden...   Marion

Über dieses Plätzchen

Blick auf unser Grundstück vom gegenüber liegenden Berg aus
   
Unser Haus
Der Bruggerhof, die alte Hofstatt, die wir unser eigen nennen und auf dessen Grund der Geschichtenparcours Drei Pfeile entstehen wird, ist über 200 Jahre alt. Nachweislich bewohnt ist dieses Grundstück seit dem Jahr 1645 und wir sind sicher, dass unser Erdkeller beinahe aus dieser Zeit stammt.
Der Hof ist U-förmig angeordnet und öffnet sich nach Süden. Als wir das Haus kauften, war das Haupthaus einem Rohbau ähnlich, der mittlere Schenkel ein einsturzgefährdeter Heustadl und der untere – nun, da standen überhaupt nur noch zwei alte Schichtstein-Mauerecken... Inzwischen befindet sich dort eine überdachte, halb geschlossene Terrasse, die unseren Parcours-Gästen als gemütliches Plätzchen zum Sitzen vor oder nach der Parcoursrunde dienen wird. Sozusagen unser Clubraum... Neben unserem Haus gibt es noch ein altes Kellerstöckl, das unsere Söhne zu ihrem Clubraum gemacht haben. Als wir den Hof 2007 kauften, war es unmöglich, dieses Kellerstöckl zu besichtigen, denn es war wie im Märchen Dornröschen von einer dichten Dornenhecke umgeben und überwuchert (leider keine Rosen, sondern wilde Brombeeren, die uns mit ihren Ausläufern, ihrer Zähigkeit und ihren Unmengen Dornen oft das Leben schwer machen.) Und im Kellerstöckl fanden wir dann auch fast ein Dornröschen. Zumindest ihr Bett stand da, ein paar Stiefel, eine alte leinene Unterhose (noch zum Schnüren) und viele Briefe. Nur war unser Dornröschen männlich, hieß Oswald, war der Bruder der früher hier lebenden Schwestern gewesen und längst verstorben, wohl ohne Kuss.
Go-Turnier auf unserer Terrasse
am Teich
Von der Terrasse aus wird die Runde über unsere Nordwiese führen, wo etwa 50 junge Nussbäume stehen und ein kleiner Teich zum Libellenbeobachten einlädt. Weiter geht es entlang und teilweise quer durch einen Streifen ”Wildnis“ - wir nennen es unser Naturschutzgebiet, da hier alles wächst und gedeiht, wie es will. Hier finden sich auch Fasane und Igel, wohl manchmal auch ein Fuchs. Unsere echten Tiere am Grundstück bitte nicht schießen! Am Weg hinunter zu unserem Teich, über den sich ein wunderbarer Weitschuss anbietet, kann es sein, dass ihr einem oder mehreren echten Rehen begegnet. Im Schnitt wandern 3-5 Rehe über unsere Wiesen, von einem Wald zum anderen. 
Und dann in unseren Wald. Er ist eigenartig, unser Wald. Tief zerklüftet und mystisch. Ideal zum Bogenschießen, ist der natürliche Pfeilfang durch die steilen Hänge doch gegeben.
Insgesamt ist unser Grundstück 7 Hektar groß, Platz genug für viele Ziele.
Zwar leben wir in der Obstbaugemeinde der Steiermark und in weitem Umkreis findet man eine Intensivobstbau-Plantage neben der anderen, doch auch hier ist der Bruggerhof etwas Besonderes. Denn rund um unseren Grund befindet sich in allen Himmelsrichtungen Wald.
Den besten Eindruck vom Platz unseres zukünftigen Geschichtenparcours bekommt ihr aber wohl durch unser Video.  - Marion

Donnerstag, 12. Januar 2017

Der Beginn...

Nun ist ja ein Geschichtenparcours schon eine ungewöhnliche Sache und so mancher fragt sich wohl, wer die Leute sind, die dahinter stehen.
Gerhard ist Bogenbauer, Marion Geschichtenerzählerin. Beide gemeinsam besitzen eine 7 ha große Landwirtschaft in der Oststeiermark, am Fuße des Kulms (dem mit dem Keltendorf, nicht dem mit der Skischanze). Über uns selbst wollen wir euch später einmal mehr erzählen, heute möchte ich darüber berichten, wie wir überhaupt hier zu diesem wunderbaren Fleckchen Erde gekommen sind.
Ursprünglich sind wir beide aus Wien, haben uns dort auch kennengelernt und bis 2006 dort gelebt. Ostern
Sydney
2006 brachen wir mit unseren beiden Söhnen (damals 8 und 5) zu einer Reise rund um die Welt auf – im Wohnmobil durch Europa, Kanada (von Ost nach West), die USA (von Nord nach Süd), Neuseeland und ein wenig Australien. Nach einenhalb Jahren im Wohnmobil, mitten in Wäldern und Dörfern lebend, war es uns unvorstellbar, nach Wien in die Stadt zurückzukehren. Die Entscheidung, in der Steiermark nach einer neuen Bleibe zu suchen, war einfach – schließlich ist die Steiermark das Bundesland Österreichs mit dem besten Klima und in seiner Hügeligkeit und Grüne Kanada nicht unähnlich. So fuhren wir in Ilz von der Autobahn ab und machten uns auf die Suche. Wir wussten ziemlich genau, was wir wollten: ein kleines Haus, höchstens hundert Quadratmeter, dazu ein wenig Land, etwa ein Hektar, um ein paar Hühner und Hasen zu halten und nicht wie in Wien mit Nachbarn, die einem vom Balkon auf den Gartentisch spucken konnten. Etwa fünfzig Höfe haben wir innerhalb von sechs Wochen besichtigt. Eine großartige Erfahrung! Scheidungshäuser, Ruinen, schrullige Altbauern … am meisten in Erinnerung blieb mir ein Hof in der Südsteiermark, der Altbauer ein runzeliges kleines Männchen, sein Sohn Arnold Schwarzenegger in Sonnenstudiobräune, knappen Lycrashorts und mit gegeltem Haar. Oder der Hof zweier (verstorbener) Waldarbeiter, hoch oben auf einem Berg, ohne Strom, das uralte Holzhaus bis oben hin voll mit Zeitungspapier und Bierflaschen, dass es kaum vorstellbar schien, wie die beiden den Winter über ihren Holzofen geheizt hatten, ohne dass das ganze Haus abbrannte.
Aber nichts, was unser Herz wirklich höher schlagen ließ.
Unser neues Heim - nach der Renovierung
Wir überlegten bereits, noch einmal nach Kanada zu fliegen und uns dort nach Haus und Job umzusehen. Da sahen wir eine unscheinbare Anzeige in einer Zeitung. Ein zweihundert Jahre alter Hof in der Nähe von Weiz. Eigentlich war es überhaupt nicht das, was wir suchten – großes Haus, 7 Hektar Grund, fast schon zu nahe an den Bergen. Aber wir fuhren hin. Gemalte Heiligenbilder an der Hausfront – darunter ein Heiliger Nikolaus, der wie der Papst auf Drogen aussah, ein neu gedecktes Dach, dafür innen keine Böden, kein Putz, kein Wasser, kaputte Fenster und als Anbauten ein einsturzgefährdeter Heuboden und ein eingestürzter Stall. Trotzdem gefiel es uns. Irgendetwas war an dem Haus, das Ruhe und Friedlichkeit ausstrahlte (wir hatten schon Häuser erlebt, da schienen die Geister und die Atmosphäre von Streit und Wut schon an der Haustür zu warten). Wir fuhren noch einmal hin, besichtigten auch das Grundstück, den nahen Ort mit seinen zwei Schulen und Geschäften und Gasthäusern. So wirklich sicher waren wir aber nicht. Viel zu groß. Unmengen Arbeit. Keine Sonnenuntergänge (auf der Westseite des Hauses steht ein großer Wald). Wir sahen uns noch ein anderes schönes Haus bei Gamlitz an, dort hätten wir sofort einziehen können. Dennoch, ein drittes Mal nach Puch. Diesmal beschließe ich, um ein Zeichen zu bitten. Nennt es esoterisch, verrückt oder sinnvoll. Und zwar wollte ich ein Tier sehen. Irgendeines, das sich mir auffällig zeigte. Das hieße dann, dass wir den Hof nehmen sollen. Wir besichtigen erneut das Haus. Rund ums Haus. Keine Tiere, ja nicht einmal ein Vogel schien an jenem Tag durch die Luft zu fliegen. Der Makler meint, als er merkt, dass ich Richtung Auto strebe, wir hätten noch gar nicht das Kellerstöckl weiter unten am Grund besichtigt. Nun gut, gehen wir dorthin also auch noch. Noch immer nichts (und nach neun Jahren hier auf diesem Platz weiß ich, wie ungewöhnlich das ist, denn es wimmelt hier von Rehen, Fasanen, Bussarden, kleinen Vögeln, Igeln, Katzen). Wir werfen einen Blick in das alte Gemäuer, auch hier nichts. Die Sache ist für mich klar: keine Tiere, kein Zeichen – wir sollen diesen Hof nicht kaufen. Wir wenden uns vom Kellerstöckl wieder um, da plötzlich, keine zwei Meter vor mir, springen zwei Rehe aus dem hohen Gras. Bleiben stehen, blicken mich an. Laufen gemächlich davon.
Blick auf unser Grundstück
Und so haben wir den Hof gekauft. Haben ein halbes Jahr wie verrückt renoviert und gebaut, zogen ein und freuen uns jeden Tag daran, wie schön unser Grundstück ist. Wild und verwachsen, natürlich und tierreich. Eine kleine Oase inmitten der Pucher Obstplantagen, umgeben von Wäldern und mit Blick auf den Kulm.
Nun wollen wir unser Kleinod mit unserem Geschichtenparcours auch anderen zugänglich machen. Und wer weiß, vielleicht trefft ihr ja ein Reh (von Angesicht zu Angesicht, nicht mit Pfeil und Bogen!) und vielleicht hat es ja auch euch etwas zu sagen …
Marion