Mittwoch, 1. März 2017

Geschichtenwettbewerb

Auf der Welser Bogenbaumesse vor zwei Wochen haben wir einen Geschichtenwettbewerb ausgerufen. Wir bekamen spannende Geschichten und auch ein langes Gedicht über unseren Bogenthron zugesandt. Aus allen Einsendungen (alle von Frauen, Zufall?) haben wir nun nach vielem Hin und Her die Siegerin ausgewählt:

Die Geschichte der 13-jährigen Johanna Hartl hat uns am besten gefallen. Sie erhält als Preis einen Bogen oder einen Bogenbaukurs, ganz nach ihrem Wunsch.
Die Geschichte für alle hier zu lesen:

Die Gründung des Bundes der Waldläufer

Einst ritt ein junger Mann in einem unauffälligen, braun grün gesprenkelten Umhang mit hochgeschlagener Kapuze auf einem braunen Pferd namens Donner durch den Wald. Der kalte Herbstwind zerrte an seinen Kleidern und er war froh, als er den Gasthof gegen Abend endlich erreicht hatte. Er führte Donner in den etwas heruntergekommenen, aber warmen Stall und nahm einen langen, in eine Decke eingewickelten, Gegenstand vom Sattel des braunen Pferdes. Dann gab der Reiter einem Stallburschen Geld, damit er sein Pferd versorgte und betrat mit dem eingewickelten Gegenstand die Gaststube. Die Gestalt im Umhang wurde kurz misstrauisch beäugt, aber dann nicht weiter beachtet und die Gespräche der Leute wurden fortgesetzt. An einem Tisch in der hintersten Ecke saß ebenfalls eine Person mit hochgeschlagener Kapuze. Der Reiter ging direkt auf sie zu und zeigte sein Gesicht. Er war ein junger Mann mit kurzen braunen Haaren und leuchtenden grünen Augen. Auch die wartende Gestalt schlug jetzt ihre Kapuze zurück und es zeigte sich das Gesicht eines schönen Mädchens mit langen blonden Haaren und strahlend blauen Augen. „Lukas!“, rief sie und sprang auf, um ihren Freund zu umarmen, „Wir müssen morgen in der Früh aufbrechen. Ich habe schon zwei Zimmer gemietet.“ „Ach, Lucy. Ich hab dich so vermisst. Wenn wir uns beeilen, werden wir morgen Abend schon auf Schloss Araluen ankommen. Dann werde ich bei den besten Scharfschützen des Landes aufgenommen!“, antwortete Lukas aufgeregt und wickelte die Decke von dem Gegenstand ab. Zum Vorschein kamen ein Langbogen und ein Köcher mit einem Dutzend Pfeilen. „Komm“, sagte Lucy, „Wir sollten schlafen gehen. Morgen wird ein anstrengender Tag werden.“
Im Morgengrauen brachen Lucy und Lukas auf ihren zwei braunen Pferden Donner und Blitz auf. Lukas hoffte, dass sie schnell vorankämen, doch als sie im Wald von einer Räuberbande überfallen wurden, verflüchtigte sich seine Hoffnung wieder. Blitzschnell legte er einen Pfeil an und schoss auf den Anführer. Getroffen ging der zu Boden. Als die Räuber das sahen, nahmen sie schnell reiß aus in die Büsche. Lukas und Lucy wollten gerade weiter reiten, da sah Lukas in der Ferne ein Leuchten. Er gab Donner die Sporen und galoppierte darauf zu. Hinter sich hörte er Lucy seinen Namen rufen, doch er achtete nicht darauf. Wie magnetisch wurde er von einem Thron aus Bogenteilen angezogen, der auf einer wunderschönen Lichtung stand. Er stoppte Donner direkt davor und stieg aus dem Sattel, um sich den Bogenthron anzusehen. Doch wo noch Sekunden zuvor niemand gewesen war, saß nun eine Frau in einem langen, weißen Kleid. Lukas starrte sie völlig verwirrt an. Sie hatte lange braune Haare, die ihr bis zu den Knien reichten und funkelnde Augen, die silbern glänzten. „Hallo, Lukas. Mein Name ist Joanne“, sagte sie und legte ihm eine Silberkette in die Hand, „Du sollst den Bund der Waldläufer gründen. Ihr werdet die besten Bogenschützen sein und das Königreich Araluen und seine Bewohner beschützen. Verbrecher werden euch fürchten und das Eichenblatt soll euer Zeichen sein.“ Nachdem sie aufgehört hatte zu reden, sah Lukas einen grellen Lichtblitz, so dass er die Augen schließen musste. Als er sie wieder öffnete, war Joanne verschwunden. Nur der Bogenthron war noch da. Das wird der Treffpunkt der Waldläufer, dachte Lukas, als er sich die Lichtung noch einmal ansah. Dann stieg er wieder auf Donners Rücken und ritt zurück zu Lucy, um ihr alles von seiner merkwürdigen Begegnung zu erzählen.

Ein Jahr später war der Bund der Waldläufer mit 30 ausgebildeten Männern und 20 Lehrlingen voll besetzt. Die 50 Waldläufer hatten sich in ganz Araluen verteilt und sorgten für Sicherheit. Bald waren sie überall als die geheimnisvollsten und gefährlichsten Bogenschützen bekannt. Einmal im Jahr sollte es von nun an eine große Versammlung aller Waldläufer geben, die auf der Lichtung mit dem Bogenthron stattfinden sollte. Dort fanden sie auch die Silberketten mit dem Eichenblatt, die die Waldläufer trugen. Lukas hat Joanne nie wieder gesehen, doch er vermutete, dass sie die Ketten auf den Thron legte. Es würden noch viele Abenteuer auf Lukas und Lucy zukommen. Die Zeit der Waldläufer war gekommen.