Es wird – zu Beginn – zwei
Geschichten geben, die Bogenschützen über unseren Parcours führen.
Die erste, über den Bogenschützen Aballos, spielt zur Zeit der
Kelten.
Kulm Keltendorf |
Warum Kelten?
Erstens einmal, weil es fast in unserer
Blickweite das Kulm Keltendorf gibt. Und ganz oben auf dem Gipfel vor
mehr als 2000 Jahren ein keltisches Dorf. Aber wenn ich ganz ehrlich
bin, spielt unsere Geschichte zur Zeit der Kelten, weil ich die
Kelten einfach mag. Eine wunderbare Kultur!
Wer waren die Kelten?
Wie schon erwähnt, eine Kultur, kein
Volk. Von Teilen Griechenlands bis nach Irland sprachen sie dieselbe
Sprache, benützen dieselbe Form von Töpferwaren und hatten
dieselben Vorstellungen von Leben und Tod. Teile ihrer Sprache hat
man inzwischen rekonstruiert (aus dem irischen, gälischen und
bretonischen), ein spannendes Wörterbuch hierzu findet sich hier.
Mein Lieblingswort: der ”Slogan“, den wir heute noch so gerne in
der Werbung verwenden. Die keltische Bedeutung des Wortes:
Kriegsruf...
Bei den Römern waren die Kelten
gefürchtet, denn sie waren groß und kriegerisch. Da sie davon
überzeugt waren, dass sie in der Anderswelt wiedergeboren werden,
sobald sie in dieser Welt starben, fürchteten sie den Tod nicht, was
im Kampf ein Vorteil ist. Gleichzeitig hatten sie eine Vorliebe für
Schmuck und schöne Dinge – kunstvoll verzierte Schwertgriffe,
filigrane Goldspangen, riesige Weinkelche. Sie waren geschickte
Handwerker, deren Können heutigen Goldschmieden Respekt abverlangt.
Auch wenn wir in der Schule wenig über
sie gelernt haben und die meisten von uns ihr Wissen über die Kelten
eher von Asterix als vom Unterricht beziehen, so waren sie doch
unsere Ahnen, weit mehr als die Römer, über die wir so viel gelernt
haben. Doch bis vor wenigen Jahrzehnten wusste man wenig über die
Kelten. Sie haben nichts Schriftliches über ihre Kultur
hinterlassen, sodass all unser Wissen entweder aus fremden
schriftlichen Quellen kommt (allen voran Julius Caesar, dessen
Bemerkungen über die Gallier mit Vorsicht zu genießen sind, waren
seine Schriften doch Propagandamaterial zur Finanzierung eines
weiteren Feldzugs) oder aus Ausgrabungen. Gerade im Bereich der
Ausgrabungen hat sich in den letzten Jahren viel getan, stehen nun
andere technische Möglichkeiten zur Verfügung als vor fünfzig
Jahren. Doch auch hier muss man kritisch hinschauen, betrachten wir
Jahrtausende altes Material denn doch immer durch die Brille der
Jetztzeit und interpretieren vielleicht Zusammenhänge hinein, die
damals nie bestanden (so werden sich zum Beispiel in Hunderten von
Jahren Archäologen darüber den Kopf zerbrechen, warum die Menschen
in Wien jahraus, jahrein bloßfüßig gingen, denn in keinem einzigen
Grab werden sich Schuhe finden, aufgrund der Friedhofsregeln).
Spannende Literatur zu den Kelten
findet sich unter anderem in Georg Rohrecker ”Die KeltenÖsterreichs“ und Simon James ”Das Zeitalter der Kelten“
Die Kelten am Kulm
Nachweislich war der Kulm bereits seit
der Jungsteinzeit besiedelt. In der Hallstadt- und Latenezeit gab es
oben auf dem Gipfel eine Siedlung mit geschätzten 300 Bewohnern.
Ausgrabungen belegen eine Terrassierung für Wohnhäuser und eine
Wehranlage, plus einiges an Kleinfunden wie Spinnwirteln,
Webgewichten etc. Der Kulm war ein bedeutender Berg, hatte und hat
man von ihm doch eine enorme Rundum-Weitsicht. Vermutlich gab es auf
dem Gipfel auch ein Heiligtum, ob es Noreia oder dem Sonnengott Bel
gewidmet war, ist umstritten. Datumsberg war der Kulm durch seine
Lage gewiss. Noch heute kann man an bestimmten Daten (Sonnwenden...)
die Sonne hinter markanten Punkten aufgehen sehen. Die Gegend, in der
der Kulm aufragt, hieß früher Norikum und wurde 15 v. Chr. Teil des
Römischen Reichs. Besonders berühmt war die Region für das
norische Eisen, Waffen höchster Güte, für die auch die Römer
gerne ihren wertvollen Wein tauschten (und der war bei den Kelten
sehr beliebt). Doch nicht nur Waffen waren Aufgabe des Schmieds,
einer der wichtigsten Männer im Dorf. Sensen, Wagenräder,
Fassbänder – Dinge der alltäglichen Notwendigkeit, und alle von
den Kelten erfunden. An der Spitze des Dorfes standen zwei Männer.
Einerseits der Fürst, andererseits der Druide, dessen Aufgabe
religiöse Rituale, Rechtssprechung und Geschichtsbewahrung
beinhaltete. In meinem Roman ”Culm 27 v. Chr.“ habe ich versucht,
den Alltag der Kelten möglichst anschaulich darzustellen. Damit die
Kelten, die in unserer Schulzeit so gar nicht zu der ihnen
gebührenden Beachtung kamen, hier auf dem Kulm greifbar und
erfahrbar werden. Auch auf unserem Geschichtenparcours Drei Pfeile
wollen wir jene Epoche für Bogenschützen erlebbar machen, damit
jede/r in die Haut dieses Feste liebenden, mutigen, kunstliebenden,
naturverbundenen Menschenschlags schlüpfen kann.
PS: Zwei Dinge, die nicht keltisch
sind: die Runen, die ihnen so oft zugeschrieben werden, sind
germanisch. Die selten verwendete Schrift der Kelten war das Ogham
Alphabet. Und das so beliebte Keltische Baumhoroskop – das wurde
1970 von einem französischen Frauenmagazin erfunden... Marion
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